Die "Arschloch" Single wird 40 Jahre

Die Geschichte des Songs, "The story behind…"

„Arschloch“, die Platte ist ein gesuchtes Kleinod

... für das Sammler hübsche Sümmchen ausgegeben hätten, wenn denn mal ein Exemplar aufgetaucht wäre. Die Single von 1981 er-kennt man am InArt-Label rechts unten. Die Neuauflage muß ohne dieses Logo auskommen. Wer ein Original von 1981 hat, kann sich glücklich schätzen. Die Rückseite "Und Du sagst" ist nicht minder be-liebt, taucht sie doch regelmäßig in den Indie- und Punk Playlists auf.


Original Single mit dem InArt-Logo
Original Single mit dem InArt-Logo

Der Song schlug 1981 beim Publikum wie eine Bombe ein und er-oberte im Handumdrehen die Tanzflächen der West-Berliner Clubs und Diskotheken. Wenn diese Platte aufgelegt wurde, füllte sich blitz-artig der Parkettboden. Die beiden Songschreiber hatten dazu ihr ganz eigenes Aha-Erlebnis.

 

Sie standen mit vielen anderen Besuchern abends draußen vor der Musik Hall, einem großen Berliner Veranstaltungsort in Steglitz, der, wenn keine Bands auftraten, als Diskothek genutzt wurde, und unterhielten sich.

alles beginnt im sommer 1981

Mit ihrer Single „Arschloch“ eroberten Elegant nicht nur die Herzen ihrer Fans sondern produzierten so ganz nebenbei einen Kult- Hit des deutschen Punk

 

Aufgenommen wurde der Titel im Sommer 1981 im Kreuzberger GAME Studio, direkt an der Mauer, mit Jens Tröndle vom „1. Futurologischen Kongress“ am Mischpult. In einer weiteren Session wurde dort auch die Rückseite „Und du sagst“ eingespielt. Jens Tröndle, der bei späteren Elegant-Aufnahmen an den Keyboards aushalf, war schwer geschockt, weil der Elegant-Sänger beim Refrain von „Arschloch“ plötzlich derartig laut ins Aufnahmemikrofon brüllte, dass Tröndle den Gesang sofort  unterbrechen musste, weil er Angst um seine Mikros hatte.

 

Ihm wurde klar, dass er dem eleganten Sänger erstmal genauer zu erklären hatte, wie man, mit welchem Abstand, richtig in ein Studio-mikrofon singt, weil diesem jungen Sanges-Milchbart jegliche Erfah-rung dahingehend fehlte. Nach einer präzisen Einführung ging’s dann aber ohne Probleme weiter.

Elegant
Elegant

Als die Platte auf den Markt kam wurde sie, von den Elegant-Mitgliedern zu Fuß, in die einschlägigen Plattenläden geliefert, von „Music Land“ in Spandau, „Bote & Bock“ am Ku´damm bis zum „Scheiß-laden“ in Kreuzberg; zunächst meist auf Kommission, aber schon die Nachbestellungen wurden ihnen quasi aus den Händen gerissen, und auch nicht mehr auf Kommission, sondern es wurde sofort in bar gezahlt.

Den Plattenläden war klar, dass sie die Scheibe sofort an ihre Kunden weiterverkaufen konnten. „Arschloch“ war für sie ein echter und vor allem sicherer Verkaufsschlager.

Hier links weiter
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Für sie völlig unerwartet stürmten plötzlich die Umstehenden Hals über Kopf in den Club. Verwundert sahen sie den anderen nach, doch dann hörten sie auch schon selbst die Musik – Es war ihr Lied. In diesem Moment wurde ihnen klar, dass sie einen Hit gelandet hatten. Es wurde eine lange, feuchtfröhliche Nacht. Innerhalb von zwei Wochen waren alle eintausend Exemplare ihrer selbstproduzierten Single verkauft und sie er-reichten auf Anhieb die Top 3 der Independent-Charts.

die Herren mit dem rundfunkfreundlichen Titel

Die Berliner Radiosender allerdings waren anfangs weniger von der Nummer angetan, vor allem wegen des Textes. Der Titel wurde folglich nicht im Rundfunk gespielt. Bis zu dem Tag, als dem RIAS-Moderator Gregor Rottschalk  ein kleines Missgeschick unterlief. Ohne vorher `reinzu-hören, legte er die Single auf den Plattenteller und schickte das Lied über den Sender.

 

Als er dann das schlimme A-Wort hörte, war es schon zu spät und so ließ er den Titel weiterlaufen. Die darauf folgende Reaktion der Radiohörer war jedoch mehrheitlich positiv und somit war der „Bann“ gebrochen. Viele Redakteure behalfen sich fortan mit Ansagen wie: „Die Band Elegant mit ihrer neuen Single.“ oder: „Elegant mit ihrem unaussprechlichen Titel, hört selbst.“ oder auch: „Gleich erfahren wir von der Gruppe Elegant, was der Sänger über sich selber sagt.“ Jürgen Jürgens vom SFB fand eine andere elegante Möglichkeit, er sagte die Band stets als „Elegant, die Herren mit dem rundfunkfreundlichen Titel.“ an.


Elegant
Elegant

Elegant – Eine Berliner Hoffnung

Das kräftige Airplay trug, neben den Auftritten der Band,  dazu bei, dass Elegant schnell berlinweit bekannt waren. Bei vielen Rundfunk-moderatoren der Jugendsendungen von RIAS und SFB waren sie bald genauso beliebt wie beim Publikum. Sie hatten sich schnell einen Ruf als gute Live-und überzeugende Punkband erspielt.

 

Bei Konzerten der Band wurde von den Fans nicht selten, schon nach dem ersten Song, lautstark „Arschloch“ gefordert. Das hob man sich aber meistens bis zum Schluss auf oder wenigstens bis kurz davor, um die positiv aufgeladene Spannung noch mehr zu steigern und anzuheizen. Die Fans wussten, dass meist zum Schluss eines Konzertes noch ein Highlight kam, denn es hatte sich inzwischen herumgesprochen, dass bei so gut wie jedem Konzert von Elegant etwas Besonderes passierte.

 

So zum Beispiel bei einem Auftritt im bekannten Live-Club „Flöz“. Da bekamen Elegant auf der Bühne Unterstützung von den „Szene-größen“ Ben Gash und Kerl Fieser. Diese sangen gemeinsam mit der Band den Refrain von „Arschloch“. Das Publikum des randvoll gefüllten Ladens stimmte ebenfalls mit ein, konnte einfach nicht genug bekommen und so musste die Band den Titel noch dreimal bei der Zugabe nachlegen. Alle Teilnehmer waren wie berauscht. Und wenn nicht „zufällig“ der Strom ausgefallen wäre, wäre es sicher noch lange so weitergegangen. Es war ein unvergesslicher Abend! Wie es zu dem „Stromausfall“ kam, konnte anschließend nicht mehr geklärt werden.


Elegant
Elegant

Ihr zukunftsweisender Deutschpunk auf der einen- und ihr vom 2-Tone-Ska inspirierter Rock auf der anderen Seite, kam bei der Zuhörerschaft und der Presse gleichermaßen gut an.

 

Dabei bediente die Band keine der gängigen Punk-Klischees, noch passte sie in die Schublade des typischen deutschen Punkrocks. Sie hatte ihren ganz eigenen Stil und vielen wurde schnell klar, dass sie mehr als eine Punkband waren.

 

Textlich umschifften sie dabei geschickt vielbefahrene Punk-Gewässer und widmeten sich Themen, die noch nicht unzählige Male beackert waren. Wobei sie aber auch Dinge wie Liebe und Romantik keinesfalls links liegen ließen. Im zweiten und dritten Jahr ihres Bestehens erweiterten sie ihr Repertoire ganz erheblich.

 

Eine aufregende Mischung aus Wildheit, Poesie, Zorn und Zärtlichkeit. Damit mischten sie die Berliner Szene so richtig auf. Ihr Mentor und Produzent Peter Radszuhn nannte es einmal scherzhaft: „Rotzigkeit auf höchstem Niveau“.

 


Elegant CD
Elegant CD

Er erkannte ihr Potential und ging mit ihnen im Spätsommer 1983 ins Studio, um einige neue Songs aufzunehmen. Die hatten nach der Ausstrahlung in ver-schiedenen Rundfunksendungen bereits großes Interesse hervorgerufen. Auch die Presse war voller Lob für die Band, sie machten „typisch englische Musik mit deutschen Texten“, hätten „einen eigenen unverwechselbaren Charakter“, seien „Vorreiter einer neuen deutschen Musikrichtung“, und „der musikalischen Entwicklung um Jahre voraus.

 

Zu diesem Zeitpunkt waren sie die unangefochtene Nummer Eins der Berliner Newcommerbands. Berlins größtes Stadtmagazin Tip widmete ihnen eine Doppelseite und die bundesweit erscheinende Zeitschrift Musik Szene nannte sie „eine Berliner Hoffnung“. Der über Berlins Grenzen hinaus bekannte Radio-moderator Jürgen Jürgens ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, ihre neuesten Songs in seiner SFB-Sendung vorzustellen.

 


Live im Sektor CD
Live im Sektor CD

Doch leider wurden diese neuen Songs nie veröffentlicht, weil sich die Band kurze Zeit später urplötzlich auflöste. Nur schlechte Raubkopien sind davon im Umlauf, aber selbst darauf ist herauszuhören, wie brillant die Aufnahmen im Original gewesen sein müssen.

 

Wie gut aber andere Songs von ihnen sind und wie gut sie live waren, kann man auf ihrer ersten CD mit dem schlichten Titel „Elegant“ und auf der gerade erschienenen CD „Live im Sektor“ hören. Dann wird schnell klar – Elegant spielten in ihrer eigenen Liga.

 

Ein kurzes Wort zu LIVE IM SEKTOR

Das Jahr war noch keinen Monat alt, als am 27. Januar 1983 vier Berliner Punkbands, unterschiedlichster Ausprägung aufspielten. Diese waren in der Berliner Szene keine Unbekannten, handelte es sich schließlich um CCCP, ELEGANT, TBC und IXTOC-1.

 

Dieses hochkarätige Quartett, Berliner Achtziger Punkkultur, ergänzt sich an diesem denkwürdigen Abend, schon aufgrund unterschiedlicher Spielart. Jede Band hatte ihren ureigenen Stil und zog zum Teil eigene Fangruppen an.

 

Das augenscheinliche Highlight des Konzerts war dann die Art, in der sich Elegant dem Publikum präsentierten. Der entsprechend große Auftrittsort für dieses besondere Ereignis war der Sektor in Berlin-Kreuzberg.

 

Ein kurzer Link zu LIVE IM SEKTOR

 


Die neu veröffentlichte Single ohne InArt-Logo
Die neu veröffentlichte Single ohne InArt-Logo

Neuauflage der Single „Arschloch“

 Auch heute, nach vierzig Jahren, ist der Titel nicht vergessen und noch so aktuell wie zu seinem Erscheinen. Erst kürzlich ist eine Neuauflage der Single erschienen und man bekommt neuerdings den Eindruck, dieses Lied und diese Band ist heute sogar noch angesagter als früher. Im Internet wird seit Jahren immer wieder eine Reunion der Band gefordert und es gibt schon lange eine große Nachfrage nach ihrem unver-öffentlichten Songmaterial. Das ist bisher nur auf Musikcassetten aus Mittschnitten verschiedener Radiosendungen oder diversen Liveauftritten erhältlich.

 

Mit ihrer Single „Arschloch“ inspirieren sie heute eine neue Generation Musiker. Die Beiträge im Internet dazu sind eindeutig. Es zeugt von Anerkennung und Bewun-derung, wenn jungen Musikern ans Herz gelegt wird, sich bei ihren Songs ein Beispiel an „Arschloch“ zu nehmen.

 

Diese Art der „Ehrerbietung“ nimmt allerdings auch skurrile Formen an, bis dahin, dass sich andere Musiker im Netz als die Band Elegant ausgeben und behaupten, der Titel „Arschloch“ und andere Titel der echten Gruppe wären von ihnen. Wer also wissen will, wie das Original aussieht, schaue sich hier die Fotos an.


 Gestern ist Heute

 Es ist bemerkenswert, dass für einige junge Bands das Lied „Arschloch“ auch heute ein Maßstab zu sein scheint und die Band immer noch eine große, treue Fangemeinde hat.

 

Wobei die Altersgruppe der Fans dabei ziemlich groß sein muss, da sie alle Altersgrenzen außer Kraft setzt. Ihre Musik, als Beispiel „Arschloch“, klingt nach vielem, nur nicht langweilig oder nach Punk-Mainstream, dieses Lied ist zeitlos.

 

Es trifft das Lebensgefühl einer neuen, jungen, an Punkmusik interessierten Musiker-Generation, die auf der Suche nach kreativer Verwirklichung der eigenen Musikvorstellungen ist. Die Orientierung an „Arschloch“ kann dabei hilfreich sein.

 

Es ist vor allem auch der Text, der das Lied für viele Menschen so bedeutungsvoll macht und die unterschiedlichsten Gefühle in ihnen anspricht oder auslöst. Die Emotionen, die der Song hervorruft, scheint mehreren Generationen vertraut zu sein.

 

1981 fiel der Startschuss für „Arschloch“ und der Nachhall hält bis heute an.  

 

Es ist doch erstaunlich, was ein einzelner Song ausrichten kann. Das Kapitel Elegant ist also immer noch nicht abgeschlossen.

Man kommt an ihnen einfach nicht vorbei.


ELEGANT 1983 (Foto: Siemoneit)
ELEGANT 1983 (Foto: Siemoneit)

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...oder vielleicht lieber die "Arschloch" Single? Schau mal hier nach!